Ergänzend zu Deiner Wittgenstein-Abwandlung, lieber Thorsten, möchte ich auch noch einen Dostojewskij-Passus aus dem Roman „Der Idiot“ heranziehen. Da nämlich heißt es (aus dem Gedächtnis zitiert): „Man kann gar nicht davon sprechen, man muss von etwas ganz anderem sprechen. Wenn man davon spricht, wird man irgendwie nicht davon sprechen. Wenn man nicht davon spricht, wird man irgendwie doch davon sprechen.“ Diese Stelle bei Dostojewskij erläutert die These, dass „das Wesen des religiösen Gefühls“ nicht zu definieren, nicht dingfest zu machen sei, ja etwas sei, „woran alle Philosophien und Atheismen“ zwangsläufig abgleiten würden. – Ich möchte nun das obige Zitat anders als bei FMD selber, aber mit Blick auf unseren Zusammenhang, auf die Frage nach der Wahrheit hin zuspitzen.
Urrutia Lacroix mag noch so sehr – auch gegen seinen eigenen Willen – ein Mann der Lüge, der Täuschung und der Selbsttäuschung, der ideologischen Befangenheit und der Verdrängung, auch der Halbwahrheit(en) sein, es gibt – in einem gelingenden Kunstwerk ganz gewiss – so etwas wie „eine Wahrheit der Lüge“.
Zwei auf den ersten Blick gegensätzliche Formen von Verzweiflung hatte Dostojewskijs Zeitgenosse Kierkegaard unterschieden: a) Verzweifelt, man selbst sein zu wollen. b) Verzweifelt, nicht man selbst sein zu wollen.