Ein literarisches Abenteuer
B ist weder berühmt, noch hat er Geld, und seine Gedichte erscheinen in belanglosen Zeitschriften.“ Er schreibt ein Buch, einen Erzählungsband, in dem er „in verdeckter Form“ Karikaturen verschiedener Schriftsteller unterbringt. Einer dieser Karikierten ist A, der im Gegensatz zu B „berühmt ist, Geld hat und gelesen wird.“ Die Aura der Scheinheiligkeit, die A’s Texte durch dessen kometenhaften Aufstieg erhalten haben, ist der Grund für B, ihn in den Erzählungsband aufzunehmen, obwohl eher Neid der Hauptgrund gewesen sein mag. Denn was bleibt dem erfolglosen Schriftsteller anderes übrig, als seinen Dichterkollegen bewundernd auf die Schulter zu klopfen oder ihn aufs Korn zu nehmen? B’s Neid manifestiert sich in der weiteren Beschreibung A’s literarischen Schaffens. A päpstele, in Zeitungen, immer häufiger aber auch in seinen Büchern, über Gott und die Welt, „mit einer professoralen Penetranz und im Stil eines Menschen, der die Literatur benutzt hat, um sich in der Gesellschaft nach oben und zu Ansehen zu bringen.“ – „Kurz, B findet, daß A sich in eine Betschwester verwandelt hat.“
Doch als A den Erzählungsband des ihm noch unbekannten B öffentlich lobt und diesem so zu einer gewissen Popularität verhilft, sieht sich B in einer schwierigen Situation. Sein Urteil Gegenüber A erfährt eine ungeahnte Milderung und die Spekulation beginnt. Hat A die versteckte Karikatur überlesen, schlichtweg nicht bemerkt? Oder treibt A ein bewusst falsches Spiel und führt Anderes im Schilde? B meint den Braten zu riechen, A habe sehr wohl bemerkt, dass er in dem Band portraitiert werde und lobe das Buch nun so über die Maßen, nur um es umso heftiger fallen lassen zu können. A verliert sogar einen Satz über den Erzählungsband in einem Zeitschrifteninterview, etwa zwei Monate nach der im positiven Sinne brandstiftenden Rezension: „Ein Spiegel, der durch nichts getrübt ist.“ Nun ist beim zweiten Lesen auffällig, dass A und B auch für Arturo Belano stehen könnte, wir es also wieder mit zwei Seiten einer Existenz zu tun haben könnten. Die Spiegel-Metapher scheint das zu unterstützen.
B will der Sache auf den Grund gehen, endgültig für klare Verhältnisse sorgen, und versucht ein Treffen mit A zu arrangieren, das scheitert, da sie in verschiedenen Städten wohnen, zudem reise A sehr viel und es sei schwer ihn jemals anzutreffen. B versucht die Sache zu vergessen, schreibt ein neues Buch, das umgehend erneut von A rezensiert wird, wieder positiv. Die Rezension erscheint zeitnahe zur Veröffentlichung, A scheint ein großes Interesse an B zu haben. B erwägt einen Telefonanruf, verwirft den Gedanken jedoch vorerst wieder. B wird immer fahriger, ersinnt Möglichkeiten, aus dieser unerträglichen Drucksituation für ihn zu entkommen: z.B ein Buch von A Positiv besprechen oder ein kleines Buch über As Gesamtwerk verfassen; A anrufen und ihm die Karten auf den Tisch legen („Aber welche Karten?“) oder ihn in seiner Wohnung in die Enge treiben und ihn dazu zwingen, zuzugeben, was er im Schilde führe.
Bei einem Kolloquium in Madrid kommt es zu einem Beinahetreffen. Vorher erscheint ein weiterer Roman Bs, As positive Besprechung überrascht niemanden mehr. In diesem Zusammenhang wird von A als Cato der spanischen Literatur gesprochen. Im Jahr 195 v. Chr. wurden Cato und sein Freund Lucius Valerius Flaccus zu Konsuln gewählt. Als Konsul kommandierte Cato die römischen Truppen in Spanien erfolgreich im Kampf gegen aufständische Stämme. Wie genau diese dieser Vergleich in diesem Zusammenhang gemeint ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Vielleicht können einige unserer ehemaligen Lehrer weiterhelfen?
Nach dem Kolloquium in Madrid zieht B in ein billigeres Hotel um und ruft bei A an. Mit dessen Frau vereinbart er ein Treffen. Nervös und rastlos streift er durch Madrid, bis er den neuesten Roman von A kauft und ihn in einem Park beginnt zu lesen. A ist auf einmal „ein toller Autor“ in Bs Augen. Als es zu dem Treffen kommt, meint B ein Summen zu hören, „als würde er einen langen Eidechsen- oder Schlangenschwanz hinter sich herschleifen.“
A erwartet ihn auf dem Treppenabsatz. B reicht ihm die Hand. „Jetzt nur keine Gewalttätigkeiten, denkt er, nur kein Drama daraus machen. Na endlich, sagt A, wie geht es dir? Bestens, sagt B.“
Das literarische Abenteuer liest sich beim ersten Mal wie eine triviale Posse. Erst beim zweiten oder dritten Lesen setzte bei mir das ein, was Christian Hansen so schön als Bolaños „Daumenkino-Effekt“ beschreibt. Er skizziert in wenigen Seiten ein unglaublich detailliertes Bild, das allerdings unglaublich oberflächlich erzählt zu sein scheint. Während der Lektüre fühlte ich mich häufig an Kafkas Verschollenen erinnert. Die Ungewissheit und die Panik vor den möglichen Gedanken des Anderen sind für mich die treibenden Elemente dieser Geschichte. A wird in Bs Erzählungsband als Alvaro Medina Meda bezeichnet. Nach einiger Recherche stieß ich nur auf einen einzigen nennenswerten Namensvetter, auf den sich Bolaño bezogen haben könnte. In der Cervantes Enzyklopädie findet sich folgender Eintrag in der Kategorie „Real Life Don Quijotes“:
„Tina Rosenberg’s Children of Cain: Violence and the violent in Latin America (1991), which begins with an essay about drug-related killings in Medellin, Colombia, entitled simply Quijote: Judge Alvaro Medina, whose favorite reading is Don Quijote, is murdered for having indicted cocaine trafficker Pablo Escobar, and the reporter suggests that people like him – the ‚handful of people, who, against all reason, continued to believe in Colombia as a nation‘ – are best described in the words of Medina’s widow, who says that the rule is that idealistic Quijotes turn into cynical Sanchos but that a few, like her husband, are still willing to die of Quijote.“
Marvin Kleinemeier, 26, Student, seit 9 Jahren freier Journalist, seit 5 Jahren in der Personalentwicklung tätig.
One Response to “Ein literarisches Abenteuer”
Zum „Daumenkino-Effekt“ :
Die „Quantentheorie“ funktioniert auch in Bezug auf das menschliche Gehirn, und das lässt
sich so erklären: Die im Zwischenhirn befindliche Zirbeldrüse verhält sich wie eine Rezeptoren-Sendestation für Informationen auf Quantenebene. Die Oberfläche des menschlichen Körpers über nimmt die Funktion einer allumfassenden Empfangs- und Sendeanlage. Aufgenommene
Informationen werden an die Nervenzellen weitergeleitet und erreichen die Zirbeldrüse im Zwischenhirn über die rechte Gehirnhälfte. Diese Informationen werden in Bilder umgewandelt, die wir dann vor unserem geistigen Auge sehen können. Man könnte diesen Vorgang auch als
Öffnung des Zwischenhirns bezeichnen. Warum haben die meisten von uns davon bisher kaum oder gar nichts bemerkt? Weil dieser Vorgang nicht einfach von selbst funktioniert, sondern die Öffnung des Zwischenhirns regelrecht trainiert werden muss. Auch das Phänomen, dass diese
Schwingungsübertragung und damit die Aufnahme des Inhalts beim Blättern durch ein Buch möglich ist, wurde erst vor kurzem, und zwar durch einen Zufall, entdeckt.
Yumiko Tobitani, eine kreative und erfolgreiche Lehrerin an einer
privaten Grundschule in Tokio, forderte eines Tages ihre Schulklasse
auf, durch die Seiten eines Buches zu blättern und dies etwa dreißig
Mal zu wiederholen. Eines der Kinder war so vertieft, dass es
weiterhin ganz intensiv und ganz schnell die Seiten in seinem Buch
bewegte. Frau Tobitani ließ es gewähren. Schließlich kam das Kind zu
ihr und sagte: „Oh, das war ein Spaß! Ich habe Bilder aus den Seiten
herauskommen sehen und ich verstand alles, was in dem Buch steht.“ Die
Lehrerin begriff sofort, dass hier eine besondere Aktivierung der
rechten Gehirnhälfte stattgefunden hatte. Da das rechte Gehirn
Informationen äußerst schnell verarbeitet, kam sie zu dem Schluss,
dass sich beim Durchblättern des Buches in Höchstgeschwindigkeit die
Worte in Bilder verwandelt hatten und als solch zutage getreten waren.
Frau Tobitani forderte dann alle Kinder auf, die Seiten ihrer Bücher
nochmals schnell durchzublättern und alle sahen nun Bilder. Wie war
das möglich? Die rechte Gehirnhälfte hat die Fähigkeit, Informationen
so zu vermitteln, dass sie jedem verständlich sind. Dies nennt man
Resonanz. Haben wir den Wunsch, etwas zu lernen, oder den Wunsch, es
zu sehen, verschafft uns das rechte Gehirn diese Fähigkeit auf der
Schwingungsebene (Quantenebene). Denn durch das universell gültige
Gesetz der Resonanz gleichen sich Energiefelder – auf der
quantenphysischen Ebene – einander an. Die Technik des „Schnell-
Lesens“ auf Quantebene unterscheidet sich damit grundsätzlich von
anderen Schnell-Lesetechniken, denn diese basieren sämtlich auf einem
besonderen Training der linken Gehirnhälfte. In der Schulklasse von
Yumiko Tobitani wurde aber eine ganz neue Art des Lesens geboren
und Yumiko Tobitani entschied, sie „Qantum Speed Reading“ zu nennen.
Dies war ein bedeutsamer Moment auf dem Feld der kreativen Erziehung.
Wenn die Lehrerin auch selbst von einem „Zu-Fall“ der Entdeckung
spricht, so war es keinesfalls ein Zufall, dass gerade sie diese
Entdeckung machte, denn diese fand an einer der Shichida
Kinderakademien statt. Von diesen Kinderakademien gibt es zurzeit 400
in Japan und auch in Taiwan, Korea und den USA entstehen immer mehr
Schulen dieser Art. Gründer und Rektor der Kinderakademien ist Makoto
Shichida, Professor der Erziehungswissenschaften und u.a. Vorsitzender
des Shichida-Forschungszentrums für Pädagogik sowie Verfasser von mehr
als 50 Büchern, darunter „The Science behind Intellect and
Creativity“ sowie „The Right Brain Revolution“. Seine
Ausbildungsmethode, das Shichida Brain-Training ist charakterisiert
durch die folgenden Merkmale: Die linken und die rechten Hemisphären
des Gehirns haben unterschiedliche Fähigkeiten. Das rechte Gehirn kann
komplette Bilder von Dingen, die der Mensch sieht, in einer Art
Speicher ablegen. Ebenso sind hier die Quellen für Kreativität,
Inspiration und Gefühle. Diese Fähigkeiten zu entwickeln sei ebenso
wichtig wie die Förderung der linken Gehirnhälfte und vor allem sollte
dies bereits im frühen Kindesalter geschehen. So wird in allen
Shichida-Kinderakademien eine Technik vermittelt, die die
Imaginationskraft der rechten Gehirnhälfte trainiert. Dieses Training
hat letztlich den Weg frei gemacht für „Quantum Speed Reading“.
Yumiko Tobitani trainiert diese Methode nicht nur, sie hat auch ein
Buch darüber geschrieben. Es heißt ebenfalls „Quantum Speed Reading“
und enthält zahlreiche Fallbeispiele und Übungsprogramme, die die
Wirkung des Trainings aufzeigen. Die Schüler lernten nicht nur
blitzschnell den Inhalt eines Buches zu erfassen, sie gingen auch
liebevoller und einfühlsamer mit einander um. Es entwickelt sich eine
Art „Gemeinschaftsenergie“. Schulische Erfolge sind dann kein
Wettbewerb mehr, denn QSR hilft bei Prüfungen und auch bei der
Förderung von autistischen oder anderweitig benachteiligten Kindern.
Auch Erwachsene finden in diesem Buch praktisch anwendbare
Übungsprogramme. Denn selbst in späterem Alter lassen sich die
Rechtshirn-Fähigkeiten trainieren, wenngleich sich Erwachsene schwer
damit tun, denn die meisten von uns haben ja ein ganzes Lebens lang
auf der Grundlage des Linkshirn-Denkens gelebt. Dies zu ändern ist für
viele ein großes Problem, denn meist neigt man zu der Annahme, dies
sei die einzige Art zu leben. Wir sind uns kaum bewusst, dass das
rechte Gehirn über erstaunliche Fähigkeiten verfügt. Wollen wir diese
Talente benutzen, müssen wir zunächst die Schablone des Linkshirn-
Denkens sprengen. Dabei werden wir uns von der Welt der Sprache,
Theorie und Logik entfernen und in die Welt der Bilder eintreten. QSR
befähigte die Kinder nicht nur, sekundenschnell den Inhalt ganzer
Bücher zu erfassen. Sie entwickelten auch paranormale Fähigkeiten
sowie kreative und sportliche Talente. Sie wurden – so berichtet die
Lehrerin und Buchautorin – ebenfalls gesünder und leistungsfähiger.
Ebenso könnten Erwachsene durch spezielle Übungstechniken mehr
Gesundheit und mehr kreative Energie erlangen. Auch sie würden, da ist
Yumiko Tobitani sicher, mit QSR eine neue Lebenswelt für sich entdecken.
Das Buch zum Thema:
QSR – Quantum Speed Reading
Geistige Fähigkeiten
entwickeln durch Verstehen
auf Quantenebene
Yumiko Tobitani Shichida
Omega-Verlag,
Aachen
http://www.omega-verlag.de